Das Geheimnis der Katzenzunge
Eine Frage, die sich jeder Katzenfreund irgendwann einmal stellt:
Gibt man diese Frage bei Google ein erhält man immer schnell die beiden Antworten:
Das schien mir aber nie wirklich befriedigend. Dennwieso haben dann andere Tiere keine raue Zunge?
Und so begab ich mich nun endlich auf die Suche nach den Antworten - und auf die Antworten auf die Fragen, die sich aus den Antworten ergaben.
Hier sind meine Ergebnisse.
Es ist richtig.
Die raue Zunge ist sehr hilfreich für dieFellpflege und auch die Möglichkeit, Fleisch vom Knochen zu schaben macht, bei genauerer Betrachtung wirklich Sinn.
Darüber hinaus erfüllt sie sogar noch weitere, äußerst nützliche Zwecke.
So hilft sie der Katze dabei, ihreTemperatur zu regulieren (nein, nicht über das Hecheln wie beim Hund, doch dazu später mehr). Auch beim Trinken leistet die Zungenoberfläche wertvolle Dienste und - ganz wichtig - sie ist ein wichtiger Bestandteil des sozialen Miteinanders .
Doch beginnen wir noch einen Schritt weiter vorne - was macht die Zunge denn eigentlich so rau?
Die kleinen "Haken" auf der Katzenzunge nennt man Papillen. Das sind kleine "Auswüchse" und sie bestehen aus Keratin. Das ist dasselbe Protein, aus dem auch unsere Fingernägel und unsere Haare bestehen.
Es gibt insgesamt 4 Arten von Zungenpapillen:
drei unteren Papillen Arten sind für das Geschmacksempfinden zuständig. Sie befinden sich überwiegend an der Zungenspitze, an den seitlichen Rändern und im hinteren Bereich der Zunge.
In diesem Artikel geht es um die rot hervorgehobenen Filiform Papillen. Sie sind die Haken und sie besitzen keine Geschmacksknospen. Sie bedecken den Großteil der Katzenzunge, haben die Form kleiner Zähne und sind nach hinten ausgerichtet.
OK - aber wieso haben dann zum Beispiel Hunde keine raue Zunge?
Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn einem Hund wäre es doch sicherlich ebenfalls nützlich, Fleisch vom Knochen lecken zu können, oder?
Tatsächlich haben auch Hunde (und wir Menschen ebenfalls) Filiform Papillen. Nur sind sie flacher als bei den Katzen, weshalb sie sich nicht rau anfühlen. Einen Teil der oben aufgeführten Aufgaben erfüllen sie hier dennoch. Zum Beispiel sind sie auch beim Hund und bei uns dafür verantwortlich, dass wir die Beschaffenheit (die Textur) der Nahrung damit erfühlen können.
Die Evolution ist hier einfach einen anderen Weg gegangen als beim Hund.
Hier ein paar Punkte zur Verdeutlichung:
Fellpflege:
Die Katze leckt sich das Fell. Dank der Haken auf der Zunge gelingt es ihr, Parasiten aber auch Hautschuppen und sonstigen Schmutz zu entfernen. Durch die nach hinten gerichteten Haken gelingt es der Katze auch sehr einfach, das alles zu schlucken. Das ist jedoch nicht nur von Vorteil, vor allem bei Langhaarkatzen. Es gibt für sie nur eine Möglichkeit, die beim Putzen herausgelösten Haare wieder von der Zunge zu bekommen. Sie müssen sie schlucken!
In diesem Zusammenhang ist der Blogartikel über Katzengras interessant.
Außerdem regt die raue Zunge die Durchblutung an, vielmehr verteilt sie außerdem Fett aus den Talgdrüsen. Dieses Fett schützt das Fell und verleiht ihm den typischen Glanz. Das ist auch der Grund, weshalb bei einer Katze ein stumpfes, abstehendes Fell auf ein gesundheitliches Problem hindeutet. Denn es ist ein Hinweis darauf, dass sie sich nicht im üblichen Ausmaß putzt. Das kann von einer Krankheit herrühren oder als Ursache Schmerzen (zum Beispiel durch Arthrose) haben, weshalb sie sich weniger putzt. Auch kann es von einer Steifigkeit im Alter kommen - wenn die Katze einfach nicht mehr alle Stellen erreicht.
Der Hund macht das mit der Fellpflege anders. Er schüttelt sich und er scheppelt (kratzt) sich. Das tun Katzen zwar auch, aber nur sehr selten. So ist ein häufiges Kratzen bei Katzen ein deutlicher Hinweis, dass sie ein Parasitenproblem haben könnte (Flöhe, Grasmilben, Zecken, ...).
Nahrungsaufnahme:
Im Gegensatz zum Hund ist die Katze ein reiner Fleischfresser.
Als reine Fleischfresser (Carnivore) ist es natürlich von Vorteil, das Fleisch von den Knochen lecken zu können. Hunde sind Allesfresser (wie wir Menschen auch). Also sogenannte Omnivore. Da wäre eine so hakelige Zunge eher von Nachteil.
Wasseraufnahme:
Die Katze streckt die Zunge nur ganz kurz ins Wasser und zieht sie dann schnell wieder ins Mäulchen zurück. Ganz kleine Tropfen bleiben an den Haken hängen, die sie dann trinkt. Der Hund formt seine Zunge eher zu einer Art Löffel und "löffelt" sozusagen das Wasser. Das sind beides sicherlich kein Grund für die Natur, Haken "wachsen zu lassen" oder auch nicht. Das sind einfach unterschiedliche Arten mit den vorhandenen Mitteln zum Ziel zu kommen. Hätten die Katzen keine Haken auf der Zunge würden sie wahrscheinlich anders trinken. Hätten wir 7 Finger, würden wir wahrscheinlich den Stift auch anders halten.
Sozialer Kitt:
Katzen waschen sich sehr oft gegenseitig. Die raue Zunge wirkt dabei wie eine Massage und wird in der Regel immer sehr gerne angenommen. Vor allem auch die Stellen, wo die Mieze etwas schlechter hinkommt.
Hunde haben hier ein ähnliches Verhalten. Sie flöhen sich. Hierbei gehen sie mit den Zähnen durchs Fell. Sie öffnen die Zahnreihen nur um wenige Millimeter. Ich bin schon von Katzen gewaschen und von Hunden geflöht worden. Es fühlt sich ähnlich an, wobei das Flöhen gröber ist. Eine "Katzenwäsche" fühlt sich meist sehr gut an. Wo keine Haare sind, manchmal etwas arg rau. Wo kurze Haare sind oder die Haut nicht so empfindlich, sehr gut, wäscht sie einen zum Beispiel am Hinterkopf, wo die Haare recht lang sind, bekommt man nicht sooooo viel mit.
Beim geflöht werden ist es etwas anders. Da möchte man schon Haare dazwischen haben - oder einen Pulli. Ist nichts dazwischen kann das auch schnell mal zu einem blauen Fleck führen. Aber hey - wenn dein Hund dich liebt und dich flöhen will - willst du da ein Spielverderber sein?
Temperaturausgleich:
Weiter oben hatte ich noch den Temperaturausgleich erwähnt.
Auch hier gibt es einen großen Unterschied zwischen Hunden und Katzen - und in beiden Fällen spielt die Zunge eine entscheidende Rolle dabei.
Der Hund hechelt - das kennen wir alle. Hierdurch sorgt er dafür, dass ständig Luft über die Zunge bewegt wird, wodurch der Speichel verdunstet, was zur Verdunstungskälte führt.
Auch die Katze nutzt den Effekt der Verdunstungskälte - aber anders als der Hund.
Dank der Haken auf ihrer Zunge schafft sie es, ihren Speichel bis auf die Haut zu bekommen. Hier verdunstet er und kühlt die Haut. Das wurde mit Infrarotkameras belegt. Hierbei wurde übrigens auch nachgewiesen, dass dieser Effekt bei langhaarigen Katzen deutlich weniger effektiv ist als bei den Kurzhaar-Katzen.
Ein Punkt noch zum Hecheln.
Manchmal scheint auch die Katze zu hecheln. Sie reiß dabei das Mäulchen auf und scheint sehr angestrengt zu atmen. Das dient jedoch nicht der Regulierung der Körpertemperatur, vielmehr kann die Katze so Pheromone und andere chemische Stoffe wahrnehmen. Man nennt das flehmen.
Bleibt noch ein letzter Punkt ... Ist die Katze ein Sonderfall mit ihrer Haken-Zunge?
Nein, ist sie nicht.
Da sind zum einen ihre großen Verwandten. Die Tiger, Leoparden, Löwen und weitereGroßkatzen . Auch sie haben raue Zungen und auch sie nutzen sie ganz ähnlich wie unsere Sofa-Löwen.
Aber auchRaubvögel wie die Eule zum Beispiel haben eine raue Zunge - und auch der Ameisenbär , der auf diese Weise mit seiner langen, schmalen und rauen Zunge Ameisen und Termiten aus ihren Bauten zieht.
Weiterführende Literatur:
Wer sich tiefergehend mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem seien folgende, thematisch sortierte Werke empfohlen:
Zungenstruktur und Papillen bei Katzen:
Evolution der Zungenstrukturen :
Fellpflege bei Katzen :
Wieso sind Katzenzungen eigentlich so rau?
- Für die
Fellpflege und - um das
Fleisch von den Knochen ihrer Beutetiere zu "schaben"
Das schien mir aber nie wirklich befriedigend. Denn
Und so begab ich mich nun endlich auf die Suche nach den Antworten - und auf die Antworten auf die Fragen, die sich aus den Antworten ergaben.
Hier sind meine Ergebnisse.
Die raue Zunge ist sehr hilfreich für die
Darüber hinaus erfüllt sie sogar noch weitere, äußerst nützliche Zwecke.
So hilft sie der Katze dabei, ihre
Die kleinen "Haken" auf der Katzenzunge nennt man Papillen. Das sind kleine "Auswüchse" und sie bestehen aus Keratin. Das ist dasselbe Protein, aus dem auch unsere Fingernägel und unsere Haare bestehen.
Filiform Papillen (Filiform = fadenförmig). Das sind die "Haken" Fungiforme Papillen (Fungi wie Pilz. Also pilzförmig). Kelch Papillen oder Circumvallate Papillen (circumvallat = umgebender Wall). Sie befinden sich seitlich an der Zunge. Foliat Papillen (Foliat = blattförmig)
Tatsächlich haben auch Hunde (und wir Menschen ebenfalls) Filiform Papillen. Nur sind sie flacher als bei den Katzen, weshalb sie sich nicht rau anfühlen. Einen Teil der oben aufgeführten Aufgaben erfüllen sie hier dennoch. Zum Beispiel sind sie auch beim Hund und bei uns dafür verantwortlich, dass wir die Beschaffenheit (die Textur) der Nahrung damit erfühlen können.
Die Evolution ist hier einfach einen anderen Weg gegangen als beim Hund.
Die Katze leckt sich das Fell. Dank der Haken auf der Zunge gelingt es ihr, Parasiten aber auch Hautschuppen und sonstigen Schmutz zu entfernen. Durch die nach hinten gerichteten Haken gelingt es der Katze auch sehr einfach, das alles zu schlucken. Das ist jedoch nicht nur von Vorteil, vor allem bei Langhaarkatzen. Es gibt für sie nur eine Möglichkeit, die beim Putzen herausgelösten Haare wieder von der Zunge zu bekommen. Sie müssen sie schlucken!
In diesem Zusammenhang ist der Blogartikel über Katzengras interessant.
Außerdem regt die raue Zunge die Durchblutung an, vielmehr verteilt sie außerdem Fett aus den Talgdrüsen. Dieses Fett schützt das Fell und verleiht ihm den typischen Glanz. Das ist auch der Grund, weshalb bei einer Katze ein stumpfes, abstehendes Fell auf ein gesundheitliches Problem hindeutet. Denn es ist ein Hinweis darauf, dass sie sich nicht im üblichen Ausmaß putzt. Das kann von einer Krankheit herrühren oder als Ursache Schmerzen (zum Beispiel durch Arthrose) haben, weshalb sie sich weniger putzt. Auch kann es von einer Steifigkeit im Alter kommen - wenn die Katze einfach nicht mehr alle Stellen erreicht.
Der Hund macht das mit der Fellpflege anders. Er schüttelt sich und er scheppelt (kratzt) sich. Das tun Katzen zwar auch, aber nur sehr selten. So ist ein häufiges Kratzen bei Katzen ein deutlicher Hinweis, dass sie ein Parasitenproblem haben könnte (Flöhe, Grasmilben, Zecken, ...).
Im Gegensatz zum Hund ist die Katze ein reiner Fleischfresser.
Als reine Fleischfresser (Carnivore) ist es natürlich von Vorteil, das Fleisch von den Knochen lecken zu können. Hunde sind Allesfresser (wie wir Menschen auch). Also sogenannte Omnivore. Da wäre eine so hakelige Zunge eher von Nachteil.
Die Katze streckt die Zunge nur ganz kurz ins Wasser und zieht sie dann schnell wieder ins Mäulchen zurück. Ganz kleine Tropfen bleiben an den Haken hängen, die sie dann trinkt. Der Hund formt seine Zunge eher zu einer Art Löffel und "löffelt" sozusagen das Wasser. Das sind beides sicherlich kein Grund für die Natur, Haken "wachsen zu lassen" oder auch nicht. Das sind einfach unterschiedliche Arten mit den vorhandenen Mitteln zum Ziel zu kommen. Hätten die Katzen keine Haken auf der Zunge würden sie wahrscheinlich anders trinken. Hätten wir 7 Finger, würden wir wahrscheinlich den Stift auch anders halten.
Katzen waschen sich sehr oft gegenseitig. Die raue Zunge wirkt dabei wie eine Massage und wird in der Regel immer sehr gerne angenommen. Vor allem auch die Stellen, wo die Mieze etwas schlechter hinkommt.
Hunde haben hier ein ähnliches Verhalten. Sie flöhen sich. Hierbei gehen sie mit den Zähnen durchs Fell. Sie öffnen die Zahnreihen nur um wenige Millimeter. Ich bin schon von Katzen gewaschen und von Hunden geflöht worden. Es fühlt sich ähnlich an, wobei das Flöhen gröber ist. Eine "Katzenwäsche" fühlt sich meist sehr gut an. Wo keine Haare sind, manchmal etwas arg rau. Wo kurze Haare sind oder die Haut nicht so empfindlich, sehr gut, wäscht sie einen zum Beispiel am Hinterkopf, wo die Haare recht lang sind, bekommt man nicht sooooo viel mit.
Beim geflöht werden ist es etwas anders. Da möchte man schon Haare dazwischen haben - oder einen Pulli. Ist nichts dazwischen kann das auch schnell mal zu einem blauen Fleck führen. Aber hey - wenn dein Hund dich liebt und dich flöhen will - willst du da ein Spielverderber sein?
Weiter oben hatte ich noch den Temperaturausgleich erwähnt.
Auch hier gibt es einen großen Unterschied zwischen Hunden und Katzen - und in beiden Fällen spielt die Zunge eine entscheidende Rolle dabei.
Der Hund hechelt - das kennen wir alle. Hierdurch sorgt er dafür, dass ständig Luft über die Zunge bewegt wird, wodurch der Speichel verdunstet, was zur Verdunstungskälte führt.
Auch die Katze nutzt den Effekt der Verdunstungskälte - aber anders als der Hund.
Dank der Haken auf ihrer Zunge schafft sie es, ihren Speichel bis auf die Haut zu bekommen. Hier verdunstet er und kühlt die Haut. Das wurde mit Infrarotkameras belegt. Hierbei wurde übrigens auch nachgewiesen, dass dieser Effekt bei langhaarigen Katzen deutlich weniger effektiv ist als bei den Kurzhaar-Katzen.
Manchmal scheint auch die Katze zu hecheln. Sie reiß dabei das Mäulchen auf und scheint sehr angestrengt zu atmen. Das dient jedoch nicht der Regulierung der Körpertemperatur, vielmehr kann die Katze so Pheromone und andere chemische Stoffe wahrnehmen. Man nennt das flehmen.
Da sind zum einen ihre großen Verwandten. Die Tiger, Leoparden, Löwen und weitere
Aber auch
Wer sich tiefergehend mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem seien folgende, thematisch sortierte Werke empfohlen:
- Anatomie der Haustiere von Horst Erich König und Hans-Georg Liebich: Dieses Buch bietet Informationen zur Anatomie von Katzen und kann Einblicke in die Struktur der Katzenzunge geben.
- "Evolution of the tongue" von Anne Mieke Boerema: Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die Evolution der Zungenstrukturen bei Säugetieren, einschließlich Katzen.
- "Grooming in the Domestic Cat" von Robert E. Schmidt und Donald J. Kustritz: Dieser Artikel behandelt das Verhalten der Fellpflege bei Katzen und kann Informationen zur Rolle der Zunge bei diesem Verhalten bieten.